Interview mit unserem stv. Vorstand Ulrich Hasenmaier

26.10.2022

Was war Ihr Traumjob als Kind?

Schwierige Frage, weil ich mich mit 15 bei der Volksbank beworben habe und schon mit 16 dort begonnen habe zu arbeiten, ist mir mein allererster Traumberuf nicht mehr bewusst.

 

Welche Etappen gab es in Ihrem beruflichen Werdegang?

Sie sprechen im Moment mit dem dienstältesten und auch altersmäßig ältesten Mitarbeiter der Heidenheimer Volksbank. Ich werde in ein paar Wochen 64 und bin seit 1975 bei der Heidenheimer Volksbank, damit seit über 47 Jahren. Ich habe als Auszubildender begonnen und bin im Jahr 2013 vom Aufsichtsrat in den Vorstand berufen worden. Dazwischen sind schon einige Stationen, die auch ein stückweit Volksbank-Geschichte reflektieren.

Das Jahr 2000 war für mich ganz entscheidend, ab da war die Trennung von Markt und Marktfolge vorgegeben. Das heißt ein konsequentes 4-Augen Prinzip wurde eingeführt. Vor dieser Funktionstrennung im Jahr 2000 hat man alles vom Erstgespräch bis zur Kreditauszahlung und Akquise mehr oder weniger allein verantwortet. Aber die Dinge sind viel komplexer als damals.

 

Welche 3 Dinge würden Sie Ihrem früheren Ich im Bezug auf die berufliche Karriere sagen?

Schwierige und einfache Frage zugleich.  Einmal für sich selbst überlegen: Was will ich? Welche Position möchte ich in der Volksbank ausfüllen? Kundengeschäft, Administration, Marktfolge? Die Vielfalt ist groß.

Zunächst muss man erst einmal fachtheoretische Grundlagen schaffen. Ich würde schauen, dass man mit Unterbrechungen bis Anfang 30 mit der Ausbildung und der anschließenden Fortbildung (mit Klausuren verbunden), also der Fachtheorie fertig ist. Von da an findet die Weiterbildung ein Leben lang statt, diese geht über technische Themen bis hin zum täglichen Zeitung lesen.

Das heißt 1. Ausbildung, 2. Fortbildung und 3. Weiterbildung und natürlich versuchen diese 3 Dinge mit Leben zu füllen. Die Punkte 1. und 2 einigermaßen gut abschließen, es müssen nicht nur 2er im Zeugnis sein, aber muss man es halt schaffen. Dadurch hat man die nötige Fachtheorie, um sich auf interne Stellen zu bewerben und mit dem Wettbewerb zu konkurrieren. (…) Bringen sie die Volksbank nach vorne und versuchen sie die Dinge besser zu erledigen, als da wo sie sie herbekommen haben.

 

Inwiefern haben Sie sich in den 47 Jahren bei der Volksbank verändert?

Man wächst immer an der entsprechenden Stelle. Bald 17 Jahre Prokurist und seit knapp 10 Jahren im Vorstand, da wächst man immer weiter rein. Das alles geht nicht von heute auf morgen, sondern man verändert sich mit der Lebenserfahrung. Zwischen 30 und 35 hat man ganz andere Gedanken als mit Anfang 20. Man verändert sich unbewusst.

Die Wissenschaft sagt dazu: Das Prinzip der, sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Das heißt, die Dinge verändern sich automatisch bei einem selbst, je nachdem wie sie mit den Situationen umgehen. Man muss aber auch mitmachen: Herausforderungen (vertrieblich) zu lösen.

 

Wie verläuft Ihr Start in den Tag?

Ich stehe relativ bald auf und freue mich auf meine Heidenheimer Zeitung. Die sollte so um 6:00/6:15 Uhr da sein und dann lese ich intensiv von vorne bis hinten. Über Politik, Wirtschaft, Sport und ganz wichtig der lokale Teil: Was ist passiert in Heidenheim?

Wenn ich dann in die Bank komme, habe ich diese Informationen schon drin. Ich schalte den PC an und versuche meine Dinge vom Vortag abzuarbeiten, schaue in meine Aufgabenliste, ob etwas dabei ist das drängt und so beginnt es dann eigentlich. Jeder Tag beginnt so, im Anschluss kommen interne und externe Termine.

 

Haben Sie noch viel Kundenkontakt als Vorstand?

Ja, ich habe als Vorstand immer noch einige große Kunden. Mit einer Bilanzsumme von ≈ 1,36 Milliarden (zum Jahresende 2021) und einem betreuten Kunden Analagevolumen ≈ 2,4 Milliarden: Das sind unter anderem unsere Kundendepots (Wertpapiere, Aktien, Festverzinsliche Wertpapiere, Zertifikate) sowie Vermögensanlagen bei unseren Verbundpartnern. Das zeigt, wie intensiv sich die Heidenheimer Volksbank mit ihren Kunden beschäftigt.

 

Gibt es ein Klischee über Banker / Banken, dass Sie für falsch halten?

Ich habe oft den Eindruck, dass eine Bank nicht als Unternehmen wie andere angesehen wird. Das Bankwesen ist an sich sehr komplex. Unser Produkt ist Geld, da gibt es nichts vergleichbares und zudem gibt es weder gutes noch schlechtes Geld. (…) Genauso wie andere Unternehmen muss eine Bank Gewinne erwirtschaften und dabei müssen wir dem, in unserer Satzung festgeschriebenen Auftrag „die wirtschaftliche Förderung und Betreuung der Mitglieder“, gerecht werden.

 

Mit wie vielen Jahren haben Sie die erste Aktie gekauft?

Soweit ich weiß, habe ich als erstes ca. 1985 Aktien der Paul Hartmann AG gekauft. Wenn Sie mal nach hinten schauen (Bilderrahmen an der Wand) sehen Sie die zwei Aktien, die damals vom Paul Hartmann Finanzvorstand und dem Paul Hartmann Vorstandsvorsitzenden unterschrieben wurden. Später wurde die Streifbandverwahrung (= Eigentümer besitzt das Original-Wertpapier) von Aktien aufgegeben. Die einzelnen Stücke sind dann wertlos geworden und als Aktien in das Bankdepot übertragen worden.

 

Wie bewahrt man einen kühlen Kopf bei wichtigen Entscheidungen / viel Verantwortung?

Gute Frage. Wenn wir jetzt von einem Kundengespräch mit einer Geldanlage reden, ist es wichtig, sich in das Gegenüber hineinzuversetzen. Ich habe noch nie ein Finanzprodukt vorgestellt, das ich nicht selbst bereit wäre abzuschließen. Erst muss man überzeugt sein und nur dann kann man sich für etwas entscheiden oder in diesem Beispiel eine Geldanlage empfehlen.

 

Regiert Geld die Welt?

Die Frage kann man nicht mit Ja oder Nein beantworten. Geld bedeutet ein Stück weit auch Einfluss.
Das Wort „Macht“ gefällt mir nicht, das passende Synonym dafür ist Einfluss. Es beginnt im Kleinen und hört im Großen auf. Den Einfluss, den man mit Geld hat, muss man positiv nutzen und dabei ist es wichtig nicht die Bodenhaftung zu verlieren.

 

Wie gehen Sie mit Rückschlägen um?

Rückschläge im privaten oder beruflichen Bereich gehören leider dazu und bleiben auch nie aus. Wichtig ist dabei, wieder aufzustehen, wie ein Boxer eben. Die Linie beibehalten, aufstehen und weitermachen. Rückschläge sollte man aber auch konstruktiv annehmen und dabei Veränderungen aus eigener Überzeugung heraus anstoßen.

In meinen über 47 Jahren bei der Heidenheimer Volksbank gab es einige Rückschläge. Irgendwie geht es immer weiter. Ich halte nichts von Flurgesprächen, wenn man etwas zu sagen hat: Sag es offen raus. Wie Martin Luther damals sagte: „Tritt fest auf, mach’s Maul auf, hör bald auf“.

 

Wie sieht die Bank der Zukunft für Sie aus? (In 3 Stichworten)

Effizienter: Das Standard-Geschäft wird noch mehr standardisierter und das Individual-Geschäft noch individualisierter. „Beyond Banking“ ist ein Stichwort, das bedeutet nicht unbedingt nur Dinge anzubieten, die Bankleistungen sind (Stichwort: Empathie). Das wird letztlich den Vertriebserfolg ausmachen. (…)

Prozesse müssen schlank sein, es darf keinen Prozessbruch geben und ich denke derjenige der die besseren Mitarbeiter hat, wird am Markt bestehen. Die Herausforderung für die Bank wird dabei sein, Kosten im Griff zu haben und im Vergleich zum Wettbewerb die besseren Mitarbeiter zu haben.

Es wird immer größere Einheiten geben: Größe kann man kaufen (Fusionen), Erträge muss man verdienen. Das wird weitergehen und ich denke die Anzahl der Banken wird insgesamt weniger. In 5 Jahren wird die Bankenlandschaft ganz anders aussehen.

 

Was ist Ihr Tipp für beruflichen Erfolg in der Finanzbranche?

Nachhaltigkeit, Verlässlichkeit, Loyalität und Kompetenz.

Vertrauen muss man sich hart erarbeiten und kaputt ist es gleich. Dabei sollte man sich einen Namen machen auf den andere vertrauen. Die deutsche Bank hatte da mal einen sehr guten Slogan: „Vertrauen ist der Anfang von allem, sprechen wir darüber.“

Ich denke es gibt kaum etwas Nachhaltigeres als die Heidenheimer Volksbank, die schon seit dem 09.12.1865 besteht und diesen Dezember ihr 157-jähriges Bestehen feiert. Nachhaltigkeit ist das Ziel, wenn man das schafft, stellt sich der Erfolg ein. Das Quäntchen Glück gehört aber auch dazu.